Die Paul Amman-Brücke hat nun offiziell ihren Namen

Anlässlich der Gedenken an die Novemberpogrome in Hietzing wurde die Wiental-Brücke im Bereich zwischen der Hietzinger Fleschgasse und der Penzinger Astgasse offiziell nach dem ehemaligen Professor des Goethe-Gymnasiums, Paul Amman, benannt.

Unter tatkräftiger Mitwirkung der Schülerinnen und Schüler fand ein berührender Festakt auf der Brücke statt. Hier meine Rede dazu: Sehr geehrte Damen und Herren! Übermorgen, am 9. November, jähren sich die furchtbaren Ereignisse der Novemberpogrome zum 75. Mal. Damals brach das düsterste Kapitel unserer Geschichte heran. Die Novemberpogrome markieren den Übergang von der Diskriminierung und Demütigung jüdischer Bürgerinnen und Bürger hin zur systematischen Verfolgung und Vernichtung. In Wien wurden im Verlauf des Pogroms, der hier mehrere Tage dauerte, 42 Synagogen und Bethäuser in Brand gesteckt und verwüstet, darunter auch die Synagoge in der Hietzinger Eitelbergergasse. Tausende jüdische Geschäfte und Wohnungen wurden geplündert, zerstört und beschlagnahmt. Über 6.500 Wiener Juden kamen in Haft, knapp unter 4.000 davon in das Konzentrationslager Dachau. Dieses Grauen ereignete sich nicht irgendwo. Es passierte im Herzen unseres Landes, in unseren Städten, Gemeinden und Bezirken – in unseren unmittelbaren Nachbarschaften und so auch in Hietzing. Das ist eine Wahrheit, die viele nur allzu gerne verdrängen. Und so macht es besonders betroffen, wenn eine aktuelle EU-Studie herausfindet, dass Attacken gegenüber Juden zunehmen und sich jeder Vierte in den befragten EU-Ländern fürchtet, als Jude identifiziert zu werden. Da müssen bei uns alle Alarmglocken läuten. Und so gilt an dieser Stelle mein ganz besonderer Dank Herrn Dr. Robert Streibel, weil er ein Mensch ist, der sich als Historiker speziell dafür einsetzt, die jüdischen Spuren in Wien und vor allem in Hietzing sichtbar zu machen und weil er ein ewig Mahnender gegen das Vergessen ist. Ein besonderes Danke auch an das Goethegymnasium mit seinen Professor/innen und Schüler/innen für das besondere Engagement in der Geschichtsaufarbeitung mit dem Projekt „Spuren-Suche“. Wenn wir heute an dieser Brücke stehen und ihr den Namen eines vom NS-Regime Vertriebenen geben, so geschieht dies natürlich im Gedenken an Professor Paul Amann, einem ehemaligen Lehrer am Goethe-Gymnasium. Gleichzeitig sollen wir uns bei diesem Festakt aber auch darauf besinnen, dass Paul Amann hier stellvertretend für unzählige Menschen, die vertrieben wurden und flüchten mussten, steht. Neben dieser persönlichen Verbindung der beiden Bezirke Hietzing und Penzing zu Paul Amann soll diese Brücke der Generation heute und den künftigen Generationen helfen, Gräben zu überwinden, mit Vorurteilen aufzuräumen, Missachtungen nicht zuzulassen. Es muss also ein Anliegen von uns allen sein, stets mahnend zu wirken, um solche Gräueltaten immerwährend zu verhindern. Die Brücke, die wir heute benennen, ist ein wichtiges Denkmal. Aber ein Denkmal alleine ist manchmal noch zu wenig, soll es richtige und nachhaltige Mahnung sein. Hier sind wir alle aufgerufen, jeder einzelne von uns, Tendenzen und Entwicklungen, die zur größten Tragödie des 20. Jahrhunderts geführt haben, aufzuzeigen. Damit so etwas nie wieder passiert! nge Text.

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